Donnerstag, 17. Januar 2008

So und auch anders.


(Video von YouTube; by Moshkopf)

Treffender geht es kaum. Gediegene Langeweile wäre ja mal was. Castrop Rauxel wird vorgestellt.
Für weitere Videohinweise zu Blühenden Landschaften bin ich gern zu haben.

Mittwoch, 2. Januar 2008

„Der Standortfaktor bin ICH!“

(Mein Beitrag zur Kapitalismuskritik und zu der Debatte über die "Gesamtscheiße")


„Shrinking cities - Schrumpfende Städte“ so lautet der Titel des Projektes welches sich 2004 erstmalig in dieser Größenordnung mit der Tatsache von Bevölkerungsrückgang und den Gründen dazu weltweit, befasste. Die von der Projektgruppe untersuchten Ursachen für die Schrumpfung von Städten sind so vielschichtig, dass damit ein ganzes Parteiprogramm mit antikapitalistischen Gegenmaßnahmen zu füllen wäre. Naturkatastrophen, Kriege, Arbeitslosigkeit, Wasserknappheit, Suburbanisierung und Alterung sind nur Einige davon. Wer ist Betroffen? Alle! So spielt es nämlich keine Rolle, ob ich in Hanoi oder Hoyerswerda lebe. Bevölkerungsverschiebungen von „sterbenden Regionen“ zu „Megacitys“ finden weltweit statt und sind ein immanenter Bestandteil kapitalistischer Globalisierung, wie die genannten Ursachen unverblümt andeuten. Auf globaler Ebene ist dies insofern entscheidend, dass die Völkerwanderung des 21. Jh. nicht nur zwischen Cottbus und Stuttgart stattfindet, sondern weltweit. Dazu ist es sinnvoll sich die Gründe vor Augen zu führen. So kämpfen wir deutschlandweit gegen Studiengebühren, während Kinder wohlhabender Menschen ohnehin nach Cambridge oder an die Colombia High gehen um dort die „bessere Bildung“ und die „besseren Berufsaussichten“ genießen zu können. Da dies für uns keinesfalls ein Grund ist den Kampf einzustellen, sollte es aber Grund genug sein, den real existierenden „Kampf um die Köpfe“, qua Karrierechancen mit dazugehörigem „Standortfaktor“, in den antikapitalistischen Widerstandskampf mit einzubeziehen. Gebührenfreiheit für Alle! auch für Reiche. „Luxus für Alle!“ meint dann auch den Luxus der freien Wahl des Wohnortes. Ich als mein eigener Standortfaktor, das wäre doch toll!

Die Stadt als Spiegel der Gesellschaft verstanden, braucht nur einen Blick aus dem Fenster und die Einsichten werden folgen. Aus historischer Perspektive sieht das wie folgt aus: „ (…) So lebte zwar in Großbritannien bereits in den 1850er Jahren die Mehrheit der Menschen in Städten, aber um 1900 hatte gerade mal ein Dutzend Länder den Urbanisierungsgrad von Großbritannien und Wales von einem Jahrhundert zuvor erreicht! Trotzdem wurde die Stadt überall zum Spiegel und Transmissionsriemen einer neuen Wirklichkeit, die vor keinem Lebensbereich Halt machte, vertraute gesellschaftliche Strukturen und familiäre Netze auflöste und tradierte Vorstellungs- und Verhaltensmuster in Frage stellte. (…) Berlin versechsfachte seine Bevölkerung zwischen 1850 und 1900, London wuchs im gleichen Zeitraum um mehr als vier Millionen Menschen. Solche Dynamiken entsprachen durchaus der Regel: Oft wurden beschauliche Kleinstädte innerhalb weniger Jahrzehnte in eine Existenzform katapultiert, die sie in vielfacher Hinsicht zu überfordern drohte. Für viele Intellektuelle jener Jahre stellten deshalb die Städte ein Vexierbild dar, das Faszination und Ablehnung zugleich hervorrief. Ihre Rufe nach Gesellschaftsreformen waren darum oft auch Rufe nach einer anderen Stadt.“

(aus „Atlas der schrumpfenden Städte“, Hatje Cantz Verlag 2006)

Ein weiterer Blick in das Geschichtsbuch verrät, dass es sich bei der beschriebenen Bevölkerungsverschiebung nicht etwa um wandernde „StudiengebührengegnerInnen“ oder „Steuerflüchtlinge“ handelte. Es handelte sich eben um Menschen auf der Suche nach Arbeit, so aktuell wie heute. Nutzen wir diese Aktualität der für uns sichtbaren Folgen kapitalistischer Politik, also auch den Kampf gegen Studiengebühren, für welche wir als die „Generation X“ heute Lösungen und Alternativen suchen und formulieren wollen. Machen wir unsere Kapitalismuskritik konkret. Mit diesem kurzen Abriss möchte ich dafür werben den Blick auf das kleine Ganze, die Stadt, zu richten und unseren antikapitalistischen Anspruch eben jener radikalen Wirklichkeit anzupassen um damit Menschen einzuladen, die eigenen Augen zu öffnen und sehr plastisch nachzuvollziehen, wie kapitalistische Verwertungslogik funktioniert. In Hoyerswerda, Hamburg und Hanoi. Für den Standortfaktor „Schönes Leben“!


-Katalin Gennburg-