Donnerstag, 12. März 2009

Ein Beschluss kann geändert werden!

„Schlossdebatte - Schluss mit der Debatte?“ überschrieb die Bundesstiftung Baukultur ihre
aktuelle Veranstaltung „Baukultur im Dialog“ und erreichte damit in der gut besuchten
Akademie der Künste am 8. März 2009 in Berlin, einen neuen Höhepunkt in der Debatte.
Architektur- und Sozialhistoriker Werner Durth erinnerte zum Auftakt an die kritische
Stimme der Akademie der Künste, die sich auch in den Anmerkungen zur Zeit „Mitten in
Berlin, Ein Diskussionsforum zur Berliner Stadtmitte“ aus dem Jahr 2001 trefflich nachlesen
lässt. Nach den größtenteils vorgelesenen Statements der Podiumsteilnehmer, drei davon
Mitglieder der Schlossjury, und dem Architektenbashing des Neokonservativen Gerwin
Zohlen (O-Ton, verkürzt: „Ich zählte mich eigentlich mal zur linksliberalen Intelligenz und
finde mich jetzt bei den Befürwortern der Schloss-Rekonstruktion wieder, weil alle Architekten
versagten“), schlugen die Wogen im Publikum hoch. Zum Glück schenkte Moderator Michael
Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, auch anderen Stimmen
außerhalb des Podiums Gehör.

Fachleute aus dem Publikum kritisierten, dass der Bauherr Bund keinen neuen städte-
baulichen Wettbewerb ausgelobt hat, um den beabsichtigten Großbaukörper mit seinem
Umfeld sinnvoll zu verknüpfen. Stattdessen wieder mal Architekten missbraucht wurden,
um sich über ein schwammiges Nutzungskonzept durch einen Wettbewerb klarer zu werden.
„Was will die Demokratie als Bauherr im 21. Jahrhundert zeigen?“ fragte die Akademie der
Künste zu Recht immerhin schon im Jahr 2001.

Jurymitglied Peter Zlonicky verteidigte sich als „aufrechten Demokraten“, weil er die viel zu
eng gefasste Wettbewerbsausschreibung für das Berliner „Humboldt-Forum“ musterknaben-
haft befolgte. Was wiederum die Kunsthistorikerin und Denkmalpflegeexpertin Gabi Dolff-
Bonekämper zu der Äußerung veranlasste, dass sie als aufrechte Demokratin an die
Änderung von Bundestagsbeschlüssen glaube, wenn sich wesentliche Randbedingungen
geändert hätten. Der Erfolg des Bundestagsbeschlusses vom 4. Juli 2002 ist übrigens in
erster Linie Wolfgang Thierse – damals Präsident des Bundestages und vorübergehend einer
der politischen Moderatoren der Internationalen Expertenkommission „Historische Mitte
Berlin“ - zu verdanken. Er blätterte während der hitzigen Debatte in der Akademie der
Künste scheinbar gelangweilt in einer bekannten Wochenzeitschrift. In der Vergangenheit
sorgte er persönlich dafür, dass der Ausschreibungstext für den Wettbewerb "nicht
uminterpretiert" wurde.

David Chipperfield, ebenfalls Schlossjurymitglied, befand sich leider nicht auf dem Podium
um zu wiederholen, was er seit seiner erfolgreichen Sanierung des Neuen Museums auf der
Museumsinsel unermüdlich den Journalisten in die Feder diktiert. Nämlich dass die Frage bei
diesem Wettbewerb von Anfang an falsch gestellt war. „Sobald es gesetzlich vorgeschrieben
war, dass drei Fassaden genau so gebaut werden müssen, dass der Hof genau so gebaut
werden muss...“

„Rebuilding a Palace May Become a Grand Blunder” war der Artikel des Autors Michael
Kimmelman in der New York Times vom 1. Januar diesen Jahres überschrieben. Damit „Der
Große Schnitzer“ ausbleibt, plädieren wir angesichts der dramatischen Auswirkungen der
Finanzkrise und anstehender Bundestagswahlen für einen sofortigen Planungsstopp am
Schlossplatz. Auch ein Bundestagsbeschluss kann geändert werden.
Wie wir schon in unserem letzten Kommentar für diesen Ort zu hoffen wagten: „Es darf eine
offene Zeitreise für nachfolgende Generationen beginnen!“

http://www.plattformnachwuchsarchitekten.de/pdf/090309eBeschluss-aendern.pdf

http://www.plattformnachwuchsarchitekten.de/pdf/pfna-081203eSchlussmitSchloss.pdf

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http://www.plattformnachwuchsarchitekten.de/wettbewerb.html